Electronics Watch Monitoring: Fokus auf die Philippinen

„Unsere Überstunden sind Zwangsarbeit, erzwungene Überstunden. Wenn man sich weigert, wird man bestraft, zwangsbeurlaubt oder das Unternehmen droht mit der Entlassung." —Elektronikarbeiter in den Philippinen in einem Interview mit dem Center for Trade Union and Human Rights (CTUHR).

In der Elektronikindustrie der Philippinen besteht ein hohes Risiko von Zwangsarbeit, warnt das CTUHR in seiner jüngsten Bewertung der regionalen Risiken für Electronics Watch, die bald auch den Mitgliedern von Electronics Watch zur Verfügung stehen wird.

Laut CTUHR ist das Risiko unter den folgenden Umständen besonders hoch:

  • Wenn es sich bei den Beschäftigten um interne MigrantInnen aus Dörfern handelt, die in großer Entfernung vom Produktionsbetrieb liegen, und es schwierig ist, die Fabrik zu verlassen.
  • Wenn von ArbeiterInnen als Bedingung für eine weitere Beschäftigung oder Verlängerung des Arbeitsvertrags verlangt wird, sich zur Leistung von Überstunden und zum Verzicht auf arbeitsfreie Tage zu verpflichten.
  • Wenn die Beschäftigten aufgrund extrem niedriger Löhne praktisch gezwungen sind, zusätzliche Stunden zu arbeiten. Betroffen sind insbesondere ArbeiterInnen, die angelernt werden; sie erhalten nur wenige Sozialleistungen und sind nicht sozialversichert.

Außerdem gibt es in der Branche praktisch keine Gewerkschaften, wie CTUHR berichtet. Zeitarbeitsfirmen und Unternehmen erklären im Rahmen der Einarbeitung ab und zu sogar unverblümt, dass sie keine Gewerkschaften dulden. 24 von CTUHR befragte ArbeiterInnen versicherten, dass in ihren Unternehmen gewerkschaftliche Aktivitäten verboten sind.

Gemäß dem philippinischen Arbeitsrecht beträgt die Normalarbeitszeit täglich acht Stunden, abgesehen von einer einstündigen Essenspause. Nach sechs aufeinanderfolgenden regulären Arbeitstagen ist eine Erholungszeit von mindestens 24 Stunden einzuhalten. Überstunden sind auf zwei Stunden pro Tag beschränkt. Dessen ungeachtet berichteten ArbeiterInnen aus sechs Montagefabriken, dass sie Überstunden nicht verweigern dürften und praktisch keine freien Tage hätten. In einer anderen Fabrik gibt es nach Angaben der ArbeiterInnen nur einen freien Tag pro Monat.

Bei der Befragung kamen auch eine Reihe von Gesundheits- und Sicherheitsproblemen zur Sprache. In einer Fabrik wird etwa täglich bis zu elf Stunden im Stehen an hohen Maschinen gearbeitet, unterbrochen nur durch Essenspausen. ArbeiterInnen aus sieben Betrieben klagten über häufige Kopfschmerzen; ArbeiterInnen aus sechs Betrieben berichteten von häufigen Harnwegsinfektionen, da sie während der Arbeit nicht rechtzeitig auf die Toilette gehen dürfen. Einem Bericht zufolge ist es mehrmals vorgekommen, dass ArbeiterInnen vor Hunger, aus Erschöpfung und wegen Kopfschmerzen einfach zusammenbrechen.

„Wir hoffen sehr, dass die Studie positive Folgen für die Beschäftigten in der Branche hat", so CTUHR abschließend.

Electronics Watch fordert ihre Mitglieder dringend auf, die Risiken von Verstößen gegen das Arbeitsrecht und der Missachtung von Gesundheits- und Sicherheitsstandards gegenüber Anbietern, die in den Philippinen hergestellte Produkte liefern, zum Thema zu machen. Die Anbieter sollten erklären, wie sie diese Risiken in ihren Lieferketten identifizieren, verringern und ihnen vorbeugen und auf welche Art und Weise betroffene ArbeiterInnen entschädigt werden.