Neue regionale Risikobewertungen zur Elektronikindustrie in China und in den Philippinen

Electronics Watch hat zwei regionale Risikobewertungen veröffentlicht, die zuvor nur Mitgliedern zugänglich waren: Die Regionale Risikobewertung: Elektronikindustrie in China (Oktober 2016, erstellt von Economic Rights Institute, Globalization Monitor und Labour Education Services Network) und die Regionale Risikobewertung: Halbleiter- und Elektronikindustrie, Philippinen (Dezember 2016, erstellt vom Center for Trade Union and Human Rights, CTUHR), stehen im Abschnitt „Materialien“ der Electronics Watch-Website zur Verfügung (in englischer Sprache). Die in der ersten Studie identifizierten Risiken sind insbesondere Zwangsarbeit, Diskriminierung von Frauen am Arbeitsplatz, Bezahlung zu geringer Sozialversicherungsbeiträge und missbräuchliche Kündigungen. Gesundheits- und Sicherheitsmängel, Verletzungen des Rechts auf Kollektivverhandlungen und Verstöße gegen die Arbeitszeitbestimmungen (illegale Überstunden) werden in beiden Berichten genannt. Mitgliedern steht darüber hinaus ein Tool zur Risikobewertung zur Verfügung, das auf den Ergebnissen der Bewertungen basiert.

Die Autoren der Risikobewertung zu China gehören zu den erfahrensten Arbeitsrechtsorganisationen und Fachleuten, wenn es um Arbeitsrechtsfragen in Festlandchina geht. Ihre Kompetenz stützt sich auf umfassende Branchenanalysen und Recherchen auf Betriebsebene (durch Befragung von ArbeiterInnen außerhalb des Firmengeländes), erstreckt sich aber auch auf Schulungsprojekte für das Management und die Beschäftigten in den Betrieben selbst.

In den Philippinen entwickelte CTUHR einen Fragebogen, der alle vom Electronics Watch Code of Labour Standards („Kodex") erfassten Bereiche abdeckt, und interviewte insgesamt 34 ArbeiterInnen in den wichtigen Produktionsregionen der Elektronikindustrie. Die Risikobewertung zu den Philippinen beinhaltet auch offizielle Informationen und Angaben aus der Branche und stützt sich auf wissenschaftliche Papers und Ergebnisse von NGO-Untersuchungen.

In beiden Risikobewertungen werden die gesetzlichen Bestimmungen zu allen relevanten arbeitsrechtlichen Themen einschließlich Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz erläutert sowie die Maßnahmen angeführt, die Betriebe ergreifen müssen, um das Risiko von Verstößen in diesen Bereichen zu verringern. Im Fall bestimmter Verstöße ist jedoch eine systematische und längerfristige Herangehensweise erforderlich, wie aus den Berichten hervorgeht. In der China-Studie wird etwa eine generelle Strategie zur Lösung des Problems der exzessiven Überstunden vorgeschlagen, die nicht mit schmerzlichen Einkommenseinbußen für die ArbeiterInnen verbunden ist. Zu den wichtigen Erkenntnissen der Philippinen-Studie gehörte, dass die ArbeiterInnen nur unzureichend über die Giftigkeit der Chemikalien informiert sind, mit denen sie arbeiten. Aus Sicht von Electronics Watch sollten die Betriebe für mehr Transparenz in diesem Bereich sorgen und sicherstellen, dass die Beschäftigten eine angemessene Schulung und die erforderliche Schutzausrüstung erhalten. Darüber hinaus sollte es demokratisch gewählte Ausschüsse für Gesundheit und Sicherheit geben, um den ArbeiterInnen mehr Einfluss zu verschaffen und sie in die Lage zu versetzen, Gesundheits- und Sicherheitsprobleme in Zusammenarbeit mit der Betriebsleitung zu lösen.