Neuer Electronics Watch-Bericht zeigt die wichtigsten Arbeitsrechtsverletzungen in der IKT-Branche

Ein neuer Untersuchungsbericht, der auch die Daten von Primärforschung in Südkorea inkludiert, zeigt schwere Arbeitsrechtsverletzungen in der Elektronikindustrie auf: Besonders die Bereiche Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz sowie Vereinigungsfreiheit sind problematisch.

Jeden Tag sind Tausende von ArbeiterInnen in Asien gefährlichen Chemikalien ohne die erforderlichen Schutzbekleidung ausgesetzt, während sie Computer und andere IKT-Produkte herstellen. Eine der gefährlichen Chemikalien ist Benzol. Benzol ist in Europa und den USA als schwer krebserregend anerkannt, seine industrielle Verwendung ist stark eingeschränkt.

Über 15 Jahre lang arbeitete Mi-Yeon Kim  in der Halbleiterindustrie in Südkorea. Sie arbeitete im letzten Prozessschritt, dem so genannten Testprozess. Jetzt zahlt sie den Preis für die billige und unethische Produktion.

"Ich hatte Kopfschmerzen und Menstruationsbeschwerden und Schwierigkeiten, schwanger zu werden. Schließlich wurde ich schwanger, aber es stellte sich heraus, dass ich einen Tumor hatte. Also musste ich eine Abtreibung vornehmen lassen. Das Unternehmen wollte mir nach meiner Erkrankung und Abtreibung nur fünf Tage Krankenstand geben, also musste ich kündigen. Neun Tage nach meiner Kündigung fand ich heraus, dass ich einen weiteren bösartigen Tumor hatte, also musste ich mich einer Krebsbehandlung unterziehen", erklärt Kim Mi-Yeon.

Der Bericht mit dem Titel "Winds of Change: Das Potenzial der öffentlichen Beschaffung, die Arbeitsbedingungen in der IKT-Industrie zu verbessern", wurde von DanWatch zusammengestellt. Er zeigt auf, welche Probleme ArbeiterInnen bekommen, wenn sie versuchen sich in Südkorea oder anderen Ländern gewerkschaftlich zu organisieren, in denen Samsung oder seine Zulieferer produzieren. Samsung verfolgt eine gewerkschaftsfeindliche Politik entlang seiner Lieferkette. Die Firma nutzt eine Reihe von Taktiken, um Versuchen  gewerkschaftlicher Organisierung entgegen zu wirken. Dazu zählen das Versetzen von ArbeitnehmerInnen in andere Fabriken, Entlassungen und Drohungen gegenüber ArbeitnehmerInnen und ihren Familien.

Die Unterdrückung der Vereinigungsfreiheit und des Rechts auf Tarifverhandlungen machen es für ArbeitnehmerInnen unmöglich, gerechtere und sicherere Arbeitsbedingungen voranzutreiben. Gleichzeitig stecken öffentliche Institutionen jedes Jahr enorme Summen an Steuergeldern für IKT-Produkte. Europäische Regierungen haben es sich zum Ziel gesetzt, in all ihren Investitionen sozial verantwortlich zu handeln. Dies wird jedoch bisher durch das Fehlen von Strukturen und Transparenz in der Elektronikindustrie unmöglich gemacht.

Electronics Watch wendet sich an Beschaffungsverantwortliche im öffentlichen Sektor und bietet in Zusammenarbeit mit Gewerkschaften und Arbeitsrechtsgruppen in den Produktionsländern - ein unabhängiges Monitoring-Service für seine Mitglieder.

Gewerkschaften und Arbeitsrechtsgruppen werden nicht nur die Arbeitsbedingungen in den Fabriken überwachen, sondern auch Verbesserungsprogramme implementieren, wenn Arbeitsrechtsverletzungen gefunden wurden.

Vor kurzem wurde eine Online-Petition gestartet. Mit dieser werden lokale und nationale Regierungen sowie Organisationen des öffentlichen Sektors dazu aufgefordert, sich Electronics Watch anzuschließen. Wenn Sie uns unterstützen wollen, unterzeichnen Sie die Petition bitte hier, auf der Website von Avaaz.

 

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