Zwangsarbeit in der Produktion von Servern und IT-Ausstattung für die Universitäten Europas

Das Good Electronics-Netzwerk publizierte heute in Kooperation mit einer Gruppe von europäischen NGOs einen Bericht, der aufzeigt, dass jene Server, die von Universitäten in Europa gekauft werden, unter Bedingungen der Zwangsarbeit hergestellt werden.

Tausende von chinesischen Studierenden arbeiten 10-12 Stunden am Tag, sechs Tage die Woche, für bis zu fünf Monaten unter Bedingungen, die den chinesischen Arbeitsrechtsstandards und chinesischer Richtlinien für Praktika widersprechen. Die Zwangspraktika verstoßen in dieser Form auch gegen die Konvention gegen Zwangsarbeit der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO).

Xu Min ist 19 Jahre alt. Sie studiert Buchhaltung und ist eine von vielen Studierenden, die gezwungen wurden im Wistron Werk in Zhongshan in Südchina zu arbeiten. Die Fabrik stellt Server für die drei großen IT-Unternehmen HP, Dell und Lenovo her – und damit die von europäischen Universitäten und Hochschuleinrichtungen am häufigsten verwendeten Server-Marken.

"Wir stehen den ganzen Tag am Fließband  und wiederholen die gleiche Aufgabe, wieder und wieder. Das hat überhaupt nichts mit meiner Ausbildung zu tun. Niemand von uns will hier sein. Wir sind alle deprimiert, aber wir haben keine Wahl, denn die Universität hat uns gesagt, dass wir unser Diplom nicht bekommen werden, wenn wir uns weigern. Die Arbeit ist sehr anstrengend ", sagt Xu Min.

Zwangsarbeit

ExpertInnen aus China und anderen Ländern beschreiben die Zwangspraktika in IT- und Elektronikunternehmen wie Wistron als „Zwangsarbeit“. Liu Kaiming, Experte für chinesisches Recht und Direktor des Institute of Contemporary Observation in Guangdong kommentiert im Bericht: „Wenn Studierende gezwungen werden, ein Praktikum bei Elektronikunternehmen zu absolvieren, um ihren Abschluss machen zu können, ist das de facto Zwangsarbeit.“

 

Der Bericht “Die Serversklaven. Rechtsverletzungen und Zwangspraktika in der Lieferkette von IT-Hardware europäischer Universitäten” vermerkt, dass Hochschuleinrichtungen in Westeuropa  im laufenden Jahr bisher 4,27 Milliarden Euro für IT-Hardware, Software und Dienstleistungen ausgegeben haben, um Millionen jungen EuropäerInnen eine gute Ausbildung zu bieten. Im Jahr 2014 gaben sie allein für Server 461,38 Millionen Euro aus. Mit einem Marktanteil von 28 Prozent ist HP der Marktführer, Dell kontrolliert 13 und Lenovo 11 Prozent des Marktes.

 

Nach der Konfrontation mit den Ergebnissen der Untersuchung haben sowohl HP als auch Dell mehrere Verletzungen der Rechte von PraktikantInnen eingestanden. Sie haben den Einsatz von PraktikantInnen in ihren Produktionslinien in der Wistron-Fabrik in Südchina bis zu einer Klärung temporär ausgesetzt.

HP kommentiert: "Der Einsatz von Studierenden wurde bei den Produktionslinien von HP bei Wistron Zhongshan eingestellt. Wir arbeiten mit der Betriebsleitung zusammen, um sicherzustellen, dass Studierende im entsprechenden Lernumfeld eingesetzt werden".

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