Samsungs Verhaltenskodex – irreführende Werbung? Der erste Fall dieser Art in Europa
Eine offizielle, bereits im Februar 2013 eingelegte, Beschwerde dreier NGOs (Indecosa-CGT, Peuples Solidaires, Sherpa) führt nun zu Ermittlungen der Pariser Staatsanwaltschaft gegen Samsung Frankreich. Die Beschwerde beruht auf einem Bericht[1] über acht Fabriken der NGO China Labor Watch (CLW), der bereits im September 2012 veröffentlicht wurde, und in dem CLW kritisiert, dass Samsung sehr wohl über einen Verhaltenskodex für Produktions- und Zulieferbetriebe verfügt, diesen jedoch in keinem seiner chinesischen Produktions- und Zulieferbetriebe implementiert.
Es ist der erste Fall dieser Art in Europa – der erste Fall, bei dem in Europa öffentlich gegen ein Unternehmen ermittelt wird, weil dessen Verhaltenskodex für Produktions- und Zulieferbetriebe bei den KonsumentInnen den Eindruck erweckt, seine Produkte würden diesem Kodex entsprechend produziert, ohne dass dem so ist. Es ist das erste Mal, dass die Diskrepanz zwischen der gesellschaftlichen Verantwortung eines Unternehmens und seiner tatsächlichen Produktionspraxis möglicherweise Sanktionen zur Folge haben wird.
Doch nicht nur in Frankreich, auch in Brasilien wird gegen Samsung ermittelt. Zu Beginn des Monats reichte das brasilianische Arbeitsministerium wegen der Bedingungen, unter denen in den Freihandelszonen Brasiliens Samsung-Produkte hergestellt werden, Klage ein. Gefordert werden $250 Millionen Schadensersatz.
Samsung ist eines der größten Unternehmen der Welt, mit einem Profit von $12 Milliarden im Jahr 2011. Es würde ihm also nicht an den finanziellen Mitteln fehlen, die Produktionsbedingungen in seinen (u.a. chinesischen) Produktions- und Zulieferbetrieben zu verbessern.