Beeindruckende Teilnahme an der Electronics Watch Jahreskonferenz 2017

Mit 90 Teilnehmern aus 18 Ländern, darunter 28 öffentliche Auftraggeber, war die Electronics Watch Jahreskonferenz 2017 „Prekäre  Beschäftigung beenden – die Rolle öffentlicher Auftraggeber beim Schutz der Arbeitsrechte in der Elektronikindustrie" in London ein voller Erfolg. Beiträge von zahlreichen Fachleuten im Bereich der sozial verantwortlichen Beschaffung und von ExpertInnen im Arbeitsrecht in der globalen Elektronikindustrie sorgten für einen intensiven Tag voller wertvoller Einblicke.

Die zweite Jahreskonferenz von Electronics Watch am 7. Dezember im prächtigen Octagon, dem ehemaligen Bibliotheksgebäude der Queen Mary University of London, war äußerst gut besucht.

Die Konferenz begann mit Vorträgen eines hochkarätig besetzten Podiums zu den Fragen „Welche Rolle spielen öffentliche Auftraggeber beim Schutz der Arbeitsrechte in der Elektronikindustrie?" und „Was wurde erreicht und welche Herausforderungen sind noch zu bewältigen?" Heather White, Co-Regisseurin und Produzentin des Dokumentarfilms „Complicit", betonte, dass das Monitoring unbedingt auch die Subunternehmen erfassen müsste, die nicht unbedingt so schwer zu finden wären: Sie befänden sich oft in unmittelbarer Nachbarschaft, „bloß auf der anderen Straßenseite" wie White anmerkte. Langfristig müsste der Schwerpunkt auf zentrale Aspekte wie etwa die Mitwirkungsrechte der Beschäftigten, ihre Lebensbedingungen und existenzsichernde Löhne gelegt werden, wie Kristian Hemström vom Stockholmer Provinziallandtag hervorhob, einem der größten öffentlichen Auftraggeber in Schweden. Der Einfluss öffentlicher Auftraggeber nehme zu, wie Hemström anmerkte – eine Folge ihres kollektiven Vorgehens als Mitglieder von Electronics Watch. Die Mitglieder müssten jedoch weiter daran arbeiten, die Prozesse einer sozial verantwortlichen öffentlichen Auftragsvergabe mit nationalen und internationalen Rechtsnormen in Übereinstimmung zu bringen. Kan Matzusaki vom Gewerkschaftsverband IndustriALL, der 50 Millionen Arbeiterinnen und Arbeiter aus 400 Einzelgewerkschaften in 140 Ländern vertritt, erinnerte daran, dass 80 % der IKT-Produkte von Unternehmen in Ländern hergestellt werden, die die ILO-Übereinkommen über die Vereinigungsfreiheit und den Schutz des Vereinigungsrechtes (Nr. 87) sowie zum Vereinigungsrecht und zum Recht auf Kollektivverhandlungen (Nr. 98) nicht ratifiziert haben – in Südkorea, in den USA und China. Als weiteres zentrales Problem nannte Kan Matzusaki den Endpreis der Produkte. Wenn existenzsichernde Löhne möglich sein sollen, müsste man sich auch näher mit der Frage befassen, was als fairer Preis von Elektronikprodukten zu betrachten sei.

Im Verlauf des Tages berichteten Monitoring-Organisationen aus Indonesien, Thailand, Vietnam, China, aus der Tschechischen Republik und aus Indien über die wichtigsten Probleme, die sie in ihrer Untersuchungstätigkeit für Electronics Watch aufdecken konnten, während eigene Diskussionsforen Themen wie der Transparenz in der Lieferkette und den jüngsten Entwicklungen im Bereich der sozial verantwortlichen öffentlichen Beschaffung gewidmet waren. Ein Forum fokussierte auf die Konjunkturzyklen in der Elektronikindustrie und ihre Auswirkungen auf die Beschäftigten der Branche.

Näheres zu diesen Diskussionsrunden werden Interessierte dem Konferenzbericht entnehmen können, der im kommenden Jahr auf unserer Website veröffentlicht wird. Auch einige der Präsentationen werden auf unserer Website verfügbar sein, und zwar auf der Seite zum Konferenzprogramm.

Besonderer Dank gebührt den Mitorganisatoren der Konferenz – der Forschungsgruppe zu Wirtschaft, Menschenrechten und Umwelt der Universität Greenwich, dem Netzwerk Good Electronics und der Queen Mary University of London – sowie der Universität Edinburgh und APUC, dem Einkaufskonsortium der schottischen Universitäten und Colleges, die die Veranstaltung ebenfalls unterstützten.