Neues Werkzeug zur Evaluierung von Zwangsarbeit in Lieferketten

Electronics Watch hat ein neues Werkzeug zur Risikobewertung von Zwangsarbeit entwickelt. Es ermöglicht öffentlichen Beschaffungsverantwortlichen anhand eines Diagramms schnell die Risikozusammensetzung der von ihnen eingekauften Elektronik einzuschätzen. Das Diagramm konzentriert sich dabei auf die Montage- und Komponentenebene sowie auf das Herkunftsland. Dazu werden Analysen spezifischer regionaler Bedingungen und Lieferkettenmerkmale miteinander kombiniert. Die australische Regierung wird zu den ersten gehören, die dieses Werkzeug nutzen, um die Risiken moderner Sklaverei in ihren IKT-Lieferketten besser zu verstehen und strategisch darauf zu reagieren.

Electronics Watch hat über die Jahre eine immer größere werdende Datenmenge über Zwangsarbeit in unterschiedlichen Formen und auf verschiedenen Ebenen der Lieferkette gesammelt. Wir haben empirische Nachweise über Schuldknechtschaft von Wanderarbeitern, erzwungene Überstunden, Einschränkungen der Bewegungsfreiheit von Wanderarbeitern, Täuschung über Beschäftigungs- und Arbeitsbedingungen sowie Zwangspraktika. Auf Grundlage dieser Daten konnten wir eine Typologie der Zwangsarbeit entwickeln (orientiert am IAO-Übereinkommen über Zwangsarbeit, 1930, Nr. 29), die den Monitoring-Partnern dabei helfen kann, Risiken an ihren Standorten zu erkennen und Abhilfe zu schaffen. Außerdem unterstützt es die Electronics Watch-Mitglieder dabei, ihre Risikobewertungen zur modernen Sklaverei und ihr Engagement in der Lieferkette zu verbessern.

Es besteht nun die Möglichkeit, diese regionale Perspektive auf Zwangsarbeit mit einer Risikoanalyse der Lieferkette zu kombinieren, die sich auf Lieferketten-Transparenz und Kapitalinvestitionen konzentriert. Strategischere Teile der Lieferkette sind einem geringeren Risiko ausgesetzt, denn sie werden von den Markenfirmen genauer beobachtet. Auch die Qualität der Sozialaudits beeinflusst die Sichtbarkeit in den Lieferketten. Qualitativ minderwertige Branchenaudits verschleiern einen Teil des Risikos in Fabriken mit höherer Transparenz. Kostenintensivere Tätigkeiten erfordern im Allgemeinen Mitarbeiter*innen mit einem höheren Ausbildungsstand und haben eine geringere Fluktuation in der Belegschaft. Dies führt ebenfalls zu einer Verringerung des Risikos.

Gerne besprechen wir mit unseren Mitgliedern, wie sie dieses Werkzeug für ihr Engagement bei den Zulieferern nutzen können.